„Dokumente einer veränderten Landschaft“ Rezension von Michael Hahn
Ulrich Mertens fotografiert seit vielen Jahren Windenergieanlagen. Einige seiner Bilder hat er jetzt in einem Buch veröffentlicht. Damit will der Fotograf nicht nur ein Land im Wandel zeigen, sondern auch für mehr Akzeptanz sorgen.
Die Energiewende wird die Landschaft, wie wir sie kennen, nachhaltig verändern. Wenn der vollständige Umstieg auf regenerative Energiequellen gelingen soll, müssen anstelle der bisherigen konventionellen Kraftwerke zehntausende Erneuerbaren-Anlagen verteilt über das gesamte Bundesgebiet betrieben werden. Was das bedeutet, wird schon heute vielerorts sichtbar – und sorgt zunehmend für Akzeptanzprobleme. Obwohl die deutliche Mehrheit der Bürger Umfragen zufolge die Energiewende und den weiteren Erneuerbaren-Ausbau gutheißt, gibt es mittlerweile wohl kaum noch ein Windparkprojekt, das nicht auf Widerstand stößt.
Wie die Windenergie in Deutschland aussieht, zeigt der Hamburger Fotograf Ulrich Mertens in dem Bildband „Wind in Sicht – Landscape in Transition“. Auf 160 Seiten finden sich darin großformatige Aufnahmen von Windkraftanlagen. Mertens zeigt Monteure bei der Arbeit und liefert Einblicke ins Innere der Maschinen. Der Fotograf ist mit seiner Panoramakamera aber auch auf die Gondeldächer gestiegen und hat die vor ihm liegenden Landschaften und urbanen Räume festgehalten (eine kleine Auswahl der Bilder finden Sie in der Galerie unten im Artikel).
Windenergie soll sichtbar werden
Mertens will die Windenergie sichtbar machen, den „historischen Übergang von der nuklear-fossilen zur regenerativen Energiegewinnung“ dokumentieren, wie er im Einführungstext schreibt. Windkraftanlagen sind für ihn keine Bedrohung, sondern in der globalen Umweltkrise ein „Symbol der Hoffnung“.
Ergänzt werden Mertens‘ Bilder durch Beiträge des Landschaftsarchitekten Martin Prominski und der Kunsthistorikerin Silke Lahmann-Lammert. Prominski schreibt, der wesentliche Grund für Akzeptanzprobleme sei ästhetischer Natur. Der Landschaftsarchitekt will vermitteln, „dass das vorherrschende Landschaftsverständnis nicht alternativlos ist, und dass es neuere Landschaftsverständnisse gibt, wonach Windparks keine inakzeptablen Störungen darstellen.“
Gute Planung kann Unterschied machen
Lahmann-Lammert weist auf den Unterschied hin, den eine gute Planung machen kann. „Manche Turbinen wirken wie lieblos in der Natur platzierte Fremdkörper, andere integrieren sich harmonisch in ein Umfeld aus Wiesen, Wäldern und Dörfern.“ Dies mache die Bilder für Landschaftsplaner interessant: „Die Aufnahmen zeigen nicht nur Fehler, die beim Bau der ersten Windparks gemacht wurden, sie öffnen auch den Blick für Konzepte, die Energiewende im Einklang mit Mensch und Natur zu gestalten.“
Mertens selbst hofft, dass seine Fotografien eine Grundlage liefern könnten, „um zu beurteilen, wie viel berechtigte Skepsis und wie viel Vorbehalte gegen das Neue und Ungewohnte in den Protesten gegen Windanlagen stecken.“ Die Aufnahmen zeigten, was er aus der Höhe sehe. „Selten offenbart sich dort unten unberührte Wildnis. Fast überall ist der Einfluss des Menschen erkennbar. In Bahntrassen und Straßen, in flurbereinigten Agrarflächen, in Industrie- und Hafenanlagen.“
Mit seinem Buch ist Ulrich Mertens ein bildgewaltiges und informatives Plädoyer für die Windkraft im Speziellen und die Energiewende im Allgemeinen gelungen. Zur Galerie
© 2017 by Michael Hahn, neue energie, Bundesverband Windenergie e.V. (BWE) Alle Rechte vorbehalten.
„Wind in Sicht – Landscape in Transition“ ist erhältlich unter windinsicht.de
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