„Viel Wind in Sicht“ Rezension von Ralf Köpke

Zehn Jahre lang hat der Fotokünstler Ulrich Mertens Windkraftanlagen im Bundesgebiet fotografiert. Daraus ist ein Bildband entstanden, der von einem Land im Wandel erzählt.

Windenergieanlagen verändern die Landschaft, in der wir leben. Da braucht sich niemand etwas vorzumachen. Windturbinen zerstören die heimische Kulturlandschaft aber nicht, wie es immer wieder Kritiker – meist polemisch und laut – bei Protesten gegen lokale Windparks behaupten. Rund 28 000 Windturbinen sind heute bundesweit in Betrieb. Sie sind Teil eines Veränderungsprozesses, der – mittlerweile politisch gewollt – Energiewende heißt. Den Abschied von der fossil-atomaren hin zur regenerativen Energieerzeugung hat der Hamburger Fotograf Ulrich Mertens seit zehn Jahren begleitet. Das Zwischenergebnis hat er nun mit einem aufwendig produzierten, liebevoll gestalteten Bildband vorgelegt − ein Dokument der Zeitgeschichte, wie die Windenergie zu Veränderungen der Landschaft beiträgt, sich integriert oder aber auch in einigen Fällen isoliert.

Buchcover "Wind in Sicht - Landscape in Transition

Das Buch „Wind in Sicht“ von Ulrich Mertens ist in der Edition Bildperlen des Eifelbildverlags erschienen.

Im Mittelpunkt stehen Mertens‘ Aufnahmen, die er mit einer analogen Panoramakamera auf Rollfilm vielfach vom Dach einer Windkraftgondel gemacht hat. Damit sich die Feinheiten und die Ästhetik dieser Panoramaaufnahmen dem Blick des Betrachters erschließen, haben Fotograf und Verlag darauf Wert gelegt, die Bilder auf vielen Doppelseiten zu zeigen. Mertens stößt damit einen Diskussionsprozess an. Denn nicht jeder Bundesbürger und insbesondere Anwohner eines Windparks kann den drehenden Rotorbewegungen ästhetische Gefühle abgewinnen.

Vielleicht ist es deshalb gut, dass der Flensburger Energiefachmann Olav Hohmeyer, langjähriges Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung, daran erinnert, dass es im Mittelalter Zeiten gab, als in Europa über 200 000 Windmühlen in der Landschaft standen. Die Überbleibsel dieser hölzernen Windumwandler genießen heute vielerorts große Wertschätzung und Bewunderung. Vielleicht gelangen auch die heutigen technologisch weitaus ausgereifteren Windenergieanlagen und weitaus höheren Bauwerke dank ihrer Hybridtürme eines Tages diese Wertschätzung. Denn wenn die Energiewende neben einer Umkehr der Energieerzeugung einen Prozess angestoßen hat, dann ist es der der Landschaftsveränderung.

Genau so heißt auch Mertens Bildband: „Landscape in Transition“. Ulrich Mertens, Wind in Sicht – Landscape in Transition, Edition Bildperlen, Eifelbildverlag, 2017, ISBN 978-3-946328-23-0,160 Seiten, Preis: 39,90 Euro

RALF KÖPKE

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